Mit dem Motorrad geblitzt: Motorradfahrer glauben oft, dass sie aufgrund ihres Helms und der Platzierung des Kennzeichens weniger Gefahr laufen, bei einer Radarkontrolle erkannt zu werden. Doch das ist ein Trugschluss. Zwar erschweren diese Faktoren die Identifizierung, aber die Behörden verfügen über verschiedene Mittel, um Verkehrsverstöße auch bei Motorradfahrern nachzuverfolgen. In diesem Beitrag gehen wir auf die wichtigsten rechtlichen Grundlagen ein und geben wertvolle Hinweise für Motorradfahrer.
In diesem Beitrag
Mit dem Motorrad geblitzt: Was du wissen musst
Wenn Motorradfahrer geblitzt werden, gibt es einige Besonderheiten im Vergleich zu Autofahrern. In erster Linie spielt die Helmpflicht und die Position des Kennzeichens am Heck eine Rolle. Beide Faktoren machen es für die Behörden schwerer, den Fahrer direkt zu identifizieren. Dennoch gibt es verschiedene Wege, wie Verstöße auch bei Motorradfahrern sanktioniert werden können.
INFO: Die Nutzung von Blitzer-Apps und Radarwarnern* ist in Deutschland verboten. Wer gegen dieses Verbot verstößt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 75 Euro rechnen und erhält zudem einen Punkt in Flensburg. Auch die Anzeige von Radarmessungen im Bordnavigationssystem, wie sie beispielsweise bei der KTM 890 SMT mit Verwendung des KTM Connect Navi vorkommt, ist rechtlich nicht zulässig.

Identifizierung bei Motorrädern – wo liegen die Herausforderungen?
Die Identifizierung von Motorradfahrern stellt eine besondere Herausforderung dar, da die Helmpflicht und das nur hinten angebrachte Kennzeichen die Zuordnung erschweren. Seit 1976 besteht in Deutschland Helmpflicht, was bedeutet, dass der Kopf des Fahrers bei einer Blitzeraufnahme verdeckt ist. Im Gegensatz zu Autofahrern, deren Gesicht meist klar erkennbar ist, bleibt bei Motorradfahrern oft nur das Heck des Fahrzeugs mit dem Kennzeichen als Anhaltspunkt. Da die meisten Blitzer in Deutschland Fahrzeuge von vorne erfassen, wird das Kennzeichen oft nicht aufgenommen.
Gesetzliche Grundlagen und Beweismittel
Blitzerfotos sind ein zentrales Beweismittel im Verkehrsrecht. Sie sollen sowohl das Kennzeichen als auch den Fahrer zeigen, um den Verstoß eindeutig zuzuordnen. Doch bei Motorrädern sind beide Elemente oft nicht auf einem Bild sichtbar. Trotzdem sind Motorradfahrer nicht automatisch vor Strafen geschützt. Die Behörden können zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um die Verantwortlichen zu ermitteln.
Welche Mittel haben die Behörden?
Auch wenn Motorradfahrer schwerer zu identifizieren sind, gibt es einige rechtliche Möglichkeiten, mit denen Behörden die Fahrer zur Verantwortung ziehen können:
- Fahrtenbuchauflage: Wenn der Fahrer nicht eindeutig ermittelt werden kann, kann der Halter des Motorrads verpflichtet werden, ein Fahrtenbuch zu führen. Darin muss festgehalten werden, wer das Motorrad wann gefahren hat.
- Fahrzeugabgleich: Die Behörden können Blitzerfotos mit registrierten Motorrädern abgleichen und anhand von Modell und Farbe mögliche Fahrer eingrenzen. So wurde auch schon ein Bekannter von uns gefasst.
- Helm- und Ausrüstungsabgleich: Sollte anhand des Fahrzeugabgleichs ein Halter in Frage kommen, kann die Polizei mittels Durchsuchungsbefehl oder Vorladung den Helm bzw. die Ausrüstung wie die Lederkombi abgleichen. Dies ist aber nur selten der Fall und wird nur bei schwerwiegenden Verstößen und individualisierten Ausrüstungsgegenständen von einem Richter angeordnet.
- Befragung des Halters: Der Halter des Motorrads kann aufgefordert werden, anzugeben, wer das Fahrzeug zum fraglichen Zeitpunkt genutzt hat. Verweigert er diese Auskunft, kann er mit einer Fahrtenbuchauflage belangt werden.
Spezielle Blitzer, die Motorräder erfassen
Die Anzahl der speziellen Motorrad-Blitzer nimmt stetig zu, wobei viele dieser Geräte in der Lage sind, sowohl die Front als auch das Heck eines Fahrzeugs zu erfassen und somit zwei Fotos zu erstellen. In der Regel handelt es sich dabei um mobile Lichtschrankenblitzer:
Ein solches System strahlt mehrere Lichtsignale über die Fahrbahn aus. In einem bestimmten Abstand dazu positionieren die Polizeibeamten einen verbundenen Blitzer. Bei einem Motorrad-Blitzer sind zwei Geräte im Einsatz: Eines ist so eingestellt, dass es Fahrer und Maschine von vorn erfasst, während das zweite Gerät so ausgerichtet ist, dass es das Heck des Motorrads fotografiert. Wenn ein Motorrad die Lichtschranken überfährt, erfolgt die Geschwindigkeitsmessung über eine Berechnung von Weg und Zeit. Überschreitet der Fahrer die zulässige Geschwindigkeit, wird das Motorrad sowohl von vorne als auch von hinten erfasst.
Dank dieser Technik können die Kennzeichen der Motorräder zuverlässig erfasst werden. Die Identifikation des Kennzeichens ermöglicht den Behörden, den Fahrzeughalter zu ermitteln.
Es sind nicht nur mobile Blitzer, die in der Lage sind, Motorräder präzise zu erfassen. Auch Lasermessgeräte spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Geschwindigkeitsüberschreitungen bei Motorrädern aufzudecken. Im Gegensatz zu anderen Verfahren wird der betreffende Fahrer nach einer Geschwindigkeitsüberschreitung sofort angehalten, was die oft schwierige Identifizierung des Fahrers überflüssig macht. Die Beamten haben die Möglichkeit, den Fahrer direkt am Ort des Geschehens zu identifizieren.
Bei einer Kontrolle vor Ort hast du aber das Recht, deine Aussage zu verweigern. Dies kann besonders sinnvoll sein, wenn du unsicher bist, ob alles mit der Geschwindigkeitsmessung oder der Kontrolle rechtens war. Oft ist es besser, sich zunächst nicht zu äußern und die Situation zu klären, bevor du möglicherweise Informationen preisgibst, die gegen dich verwendet werden könnten. Indem du von deinem Schweigerecht Gebrauch machst, gibst du dir die Möglichkeit, die Situation später in Ruhe zu analysieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen. So kannst du sicherstellen, dass deine Rechte gewahrt bleiben und du optimal auf den weiteren Verlauf des Verfahrens vorbereitet bist.

Was passiert, wenn du geblitzt wirst?
Wenn du mit dem Motorrad geblitzt wirst, ist das zunächst einmal ein unangenehmes Erlebnis, das jedoch weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen kann. Auch wenn die Identifizierung eines Motorradfahrers in der Regel komplexer ist als bei anderen Fahrzeugen, bleibt die Gefahr von Bußgeldern oder sogar der Anordnung eines Fahrtenbuchs bestehen.
In manchen Fällen, insbesondere wenn der Fahrer nicht ermittelt werden kann, könnte das Verfahren aber eingestellt werden. Allerdings ist dies nicht die Regel, vor allem nicht bei wiederholten Verstößen. Dann sind häufig härtere Strafen zu erwarten, die bis hin zu Fahrverboten reichen können und hier wird dann auch von den Behörden akribisch ermittelt.
In vielen Situationen und bei geringfügigen Vergehen passiert jedoch in der Regel nicht viel. Hier gilt es natürlich auch immer die Verhältnismäßigkeit zu wahren, da die meisten Behörden in Deutschland gut ausgelastet sind. Sollte doch ein Brief nach Hause kommen, so kann man sich aber auch wehren. Wenn du der Meinung bist, du wärst nicht zu schnell gefahren, der Fahrer ist nicht identifizierbar oder dass ein Fehler bei der Messung vorliegt, so kann man auch Einspruch einlegen. In solchen Fällen hast du das Recht, Einspruch gegen den Bußgeldbescheid zu erheben. Es ist wichtig, dass du die Fristen für den Einspruch im Auge behältst, da diese rechtlich festgelegt sind.
Mit Motorrad geblitzt – Einspruch einlegen
Wenn du mit dem Motorrad geblitzt wurdest und die Möglichkeit hast, Einspruch einzulegen, solltest du diese Option in Betracht ziehen. Ein Rechtsanwalt kann deinen Fall sorgfältig prüfen und dir eine Einschätzung geben, ob es sinnvoll ist, rechtliche Schritte einzuleiten. Das Erstgespräch ist in der Regel kostenlos, sodass du ohne Risiko Informationen und Ratschläge erhalten kannst. Nur wenn sich herausstellt, dass du tatsächlich gute Chancen auf Erfolg hast und eine Vertretung sinnvoll ist, fallen Kosten an. Auch Verjährungsfristen können oftmals einen Rolle spielen und vor der Strafe schützen. Auch in diesem Fall kann ein Anwalt exakte Auskunft erteilen, ob das Verfahren überhaupt noch gültig ist.
Daher lohnt es sich auf jeden Fall, das Erstgespräch anzuhören und die Optionen auszuloten, bevor du entscheidest, wie du weiter verfahren möchtest. Das Vorschnelle zugegeben des Verstoßes ist in der Regel die schlechteste aller Optionen, im Zweifel sollte man immer vom Aussageverweigerungsrecht gebrauch machen, da man so den Behörden die Arbeit nicht unnötig erleichtert.
-> Hier kannst du deinen Fall kostenlos prüfen lassen, ob Chancen auf Einspruch bestehen.
Wurdest du schon einmal auf dem Motorrad geblitzt? Hinterlasse uns doch einen Kommentar wie es ausgegangen ist.